Ja, ich weiss. Das Thema Luft wurde bereits in einem vorherigen Eintrag aufgegriffen, aber dieses Mal geht es nicht um Plastiksäcke, sondern um die natürlich miserable Luftqualität in unseren Schulzimmern der Kantonsschule Wil.
Es ist allen klar; wenn eine Klasse über eine Lektion im Schulzimmer ist, dann verbraucht diese Sauerstoff. Und wie der Mensch so ist, produziert er etwas, was wir eigentlich gar nicht brauchen können, nämlich CO2. So steigt der CO2-Gehalt stets und gegen Ende der Lektion ist die Luft nicht mehr sehr gut und beinhaltet weniger Sauerstoff als zuvor.

Jetzt kommt die gute Nachricht: Wir werden doch nicht ersticken! Denn irgendjemand an der Kanti Wil hatte eine zündende Idee für die wohl beste Investition, die die Schule in diesem Semester überhaupt machen konnte: CO2-Messgeräte in jedem Zimmer, zumindest im K-Trakt (die Fächer Naturwissenschaft und Geografie benötigen ja keine gute Luft, da kanns ja mal passieren, dass irgendwas raucht bei einem Experiment). Auf jeden Fall wurde der ganze K-Trakt mit den Dingern ausgestattet und diese garantieren uns nun, dass wir auch ja keine schlechte Luft im Schulzimmer haben.

Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Es ist bloss ein CO2-Messgerät, keine automatische Frischluftzufuhr.
Auf jeden Fall ist das Gerät der Hit! Am Anfang, wenn die Schule um 7:20 beginnt, muss man zuvor etwas lüften. Man hat also gute Luft und das Gerät gibt sich zufrieden und strahlt mit seiner grünen Lampe. Wir leben also noch völlig gesund.
Etwa fünf Minuten später haben wir plötzlich den Status Orange. Es besteht jedoch noch keine Gefahr – die Schüler und Lehrer werden lediglich informiert, dass die Luft etwas schlechter ist, als zuvor (komisch… wer atmet denn da so viel?). Wir arbeiten weiter, die schlechter werdende Luft stets im Hinterkopf.
Plötzlich gilt es ernst: die Lampe steht auf rot! Was soll man denn da tun? Lüften natürlich! Lüften! Wir werden sonst alle ersticken!
Nachdem die Fenster einige Minute offen waren und die Schüler schon frieren, macht man das Fenster wieder zu. Die Wärme ist nun noch in etwa da, aber einige beginnen zu frösteln. Auf jeden Fall achtet unser Lebensretter an der Wand immer noch stets darauf, dass der CO2-Gehalt in der Luft nicht zu hoch ist.
Nach fünf weiteren Minuten haben wir wieder Orange, gleich darauf schon bald wieder rot. Lüften, lüften! Die Heizung könnten wir nun eigentlich abstellen, es wäre etwa gleich warm. Aber die hauptsache ist ja, dass wir gute Luft einatmen.

Nachdem dann ein paar Tage und ein viele Lektionen mit dem CO2-Messgerät vorüber waren, erhielten wir ein informatives Blatt über das CO2-Messgerät.
Grün bedeutet, dass die Luft super ist, orange ist etwas schlecht, aber auch noch keine Sache. Wenn die Lampe auf rot geht, ist dies eine Erinnerung daran, dass man nach der Lektion die Fenster aufmachen und lüften sollte – gesundheitliche Schäden sind noch meilenweit entfernt, wenn man vom Wert bei der roten Lampe ausgeht.
Ich habe es nicht mehr ganz in Erinnerung, aber ich glaube, man müsste noch ungefähr zehn mal mehr C02 in der Luft haben, damit es irgendwelche gesundheitliche Folgen haben könnte.

Anhand dieses Beispiels möchte ich einfach mal sagen, dass es durchaus richtig schlechte, unnötige Investitionen geben kann. Das Beispiel ist praktisch perfekt. Denn warum sollte man ein Messgerät brauchen, das einem den CO2-Wert anzeigt und uns warnt, nach der Stunde zu lüften, wenn wir dies sowieso tun? Brauchen wir wirklich eine “Erinnerung” daran, dass unsere Luft etwas stickig ist und das Schulzimmer vielleicht gerade nicht besonders gut riecht?
Wir werden ja mit einer Nase geboren und ich denke, dass diese Nase ziemlich genügt, um festzustellen, ob wir jetzt frische Luft brauchen oder nicht.
Das Ziel der ganzen Aktion war, soviel ich weiss, dass man möglichst richtig lüftet (kurz und kräftig) und damit Energie spart. Wenn man jedoch immer lüften würde, wenn die Lampe rot leuchtet, dann hätte man garantiert keine Energie gespart! Die Kosten, die für so viele Messgeräte (es sind mindestens 22 Messgeräte) entstehen stehen in keinem Verhältnis zu den Einsparungen, die man dadurch machen würde, wenn man überhaupt Heizungskosten spart (was ich sehr bezweifle).
Alles sieht aus, als ob die Schule noch etwas Geld im Budget zur Verfügung hatte und keine Ahnung hatte, was man damit anstellen könnte. Also investierte man kurzerhand in Geräte, die kein normaler Mensch braucht.
Hätte man da nicht etwas sinvolleres kaufen können? Nur schon ein paar neue Notebooks hätten ihren Dienst getan, denn die aktuellen sind wirklich eher alte Kaliber und im Vergleich zu aktuellen Geräten schleifend langsam. Und auch wenn man keine Notebooks gekauft hätte, hätte man bestimmt noch etwas sinvolleres gefunden, als CO2-Messgeräte an den Wänden aller Schulzimmer!

Gruss,
Michael Eugster

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