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Bild: Flickr-User Kolby, Creative Commons

«Och, schon wieder ein «Je suis Charlie»-Post, der alle Ereignisse besserwisserisch in einem anderen Licht darstellen möchte?», magst du dir vielleicht denken. Keine Angst, ich werde die Nachrichten nicht noch einmal zusammenfassen. Die kann man bei den Onlinemedien ja ohne Probleme noch nachlesen. Viel mehr möchte ich in diesem Blogbeitrag einige Gedanken niederschreiben. Und: Vielleicht etwas zum Nachdenken anregen.

 

Print-Journalismus und Online-Liveperversion

Der Printjournalismus hat schon bessere Zeiten erlebt. In der Schweiz wird jedoch noch fleissig weiter Zeitung auf Papier gelesen – viel mehr als beispielsweise in den Staaten. Nun ist es so, dass Onlinemedien als logische Folge immer relevanter werden, auch in der Schweiz. Die Tragödie beim Anschlag auf Charlie Hebdo und anschliessende Geiselnahmen konnten somit beinahe live mitverfolgt werden. Ein kleines Beispiel: Wenige Minuten nachdem der Supermarkt von den französischen Spezialeinheiten gestürmt wurde, konnte man dies bereits als Video online (und soviel ich weiss auch auf Al Jazeera) ansehen – unzensiert natürlich.

In solchen Situationen frage ich mich, ob das wirklich die Medienwelt ist, die ich mir in Zukunft wünsche. Muss ich eine Stürmung und Schusswunden in Echtzeit wirklich sehen? Klar, die neuen Medien sollen genutzt werden. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Die Medienhäuser würden mir bestimmt als Antwort geben: «Natürlich, die Leute wollen das. Also liefern wir es.» Und trotzdem macht sich in mir einfach ein ungutes Gefühl breit, wenn ich solche Bilder – live vom Tatort – mitverfolge. Abgesehen natürlich vom an sich schon schrecklichen Geschehniss.

 

Pressefreiheit und Sicherheit

Wenn ich mir die Tragödie in Paris anschaue, bin ich nicht der erste, der die Worte «Pressefreiheit» und «Sicherheit» erwähnt. In der Schnelllebigkeit des Internets bin ich eher einer der Letzten, der da überhaupt noch was dazu schreibt. Ein zentrales Element unserer Demokratie ist meiner Meinung nach die Pressefreiheit. Wir haben das Glück, dass es diese in der Schweiz gibt. Hinter den Medien stehen dazu zwar häufig Geldgeber mit (teilweise politischen) Interessen, was den Inhalt natürlich auch beinflusst. Aber: Man kann – solange man natürlich Persönlichkeitsrechte, etc. einhält – heutzutage in einen journalistischen Artikel schreiben, ohne dass einem der Staat den Text umschreibt. Das ist auch richtig so. Und über diese Pressefreiheit muss gar nicht diskutiert werden, denn wenn diese nicht mehr vorhanden ist, dann wirds langsam echt toll mit unserer Gesellschaft (das war Sarkasmus).

Alles schön und gut – aber nun sitzt Herr Schweizer vor dem Fernseher, sieht die anschläge auf Grundwerte unserer Gesellschaft und fürchtet sich um die eigene Sicherheit. Zwei Fliegen auf einen Schlag für die Terroristen: Sobald wir Angst vor solchen Anschlägen haben, ist schon mal ein weiteres Ziel erreicht. Ich höre unsere Politiker schon über mehr Überwachung, mehr Vorratsdatenspeicherung, mehr Armeegelder sprechen. Alles viel Geld, welches eingesetzt wird, um eine Scheinsicherheit in Ländern vorzugaukeln. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass zum Beispiel die Massenüberwachung des Volkes dazu führt, dass es irgendwo massiv sicherer wird. Scheinbar wurden die Attentäter von Charlie Hebdo bereits polizeilich überwacht, die Redaktion stand unter Polizeischutz – und trotzdem konnte ein solcher Anschlag verübt werden. Und wo Menschen sind, geschehen Fehler. Wo Menschen sind, wird es auch in Zukunft möglich sein, dass irgendetwas passiert oder es zu Konflikten kommt. Da hilft keine Überwachung.

 

Die Welt steht vor Herausforderungen…

… und wenn ich ein Geheimrezept wüsste, würde ich es natürlich sofort für den Weltfrieden und für mehr Offenheit beim Zusammenleben unter uns Menschen einsetzen. So einfach ist es jedoch nicht. Die Ereignisse in Paris haben mir einmal mehr gezeigt, dass unsere Welt vor Herausforderungen steht, die es zu lösen gibt. Ich habe auch gesehen, wie Medien funktionieren.

Es wird eine Zeit auf uns zukommen, wo wir uns dieser Challenge stellen müssen und neue Lösungsansätze für viele Dinge dieser Welt finden müssen. Es wird eine spannende Zeit. Ich bin gespannt, wo uns die Reise hinführt.

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