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Das «Ich-lauf-die-letzten-Meter-der-Rolltreppe-hoch»-Syndrom ist uns ja danke hosä nun bekannt. Auch ich habe meine Augen ja nicht dauernd geschlossen, sonder beobachte immer etwas die Leute in meiner Umgebung und was sie machen – vielleicht kann ich ja mal einen Blogbeitrag darüber schreiben oder mich einfach so etwas über sie amüsieren.
So fällt mir auch immer mehr die Gruppe der Aussteigsflussbremser auf. Wer kennt es nicht? Man kommt am Ziel an und möchte gerne aussteigen. Der Typ vor dir hat aber nichts besseres zu tun, als vor die Tür zu stehen, zwei Schritte zu gehen und dann stehen zu bleiben. Du, voller Energie und Elan (denn du möchtest nach Hause), kommst gerade so richtig in Fahrt, als da einer dieser Austeigsflussbremser vor dir steht. Im Schneckentempo geht es in Richtung Treppe oder Rampe, bis man am Ende angekommen ist und man den Typ endlich umgehen kann.
Ach, und beim Einsteigen fallen natürlich die Einsteigsstresser auf. Häufig irgendwelche kleinen oder grösseren Gangster und, sorry, aber ist echt so, meistens sprechen sie die vollkrasse Sprache, die wir uns von vielen Ausländern gewohnt sind. Währenddem du noch damit beschäftigt bist, aus dem Zug rauszukommen, müssen sie sich dann schon reindrängeln, auch wenn sie dadurch nicht schneller sind. Hautpsache sie zeigen, dass sie hier sind, dass sie gerne etwas frech sind und die Leute nicht erst einmal rauslassen. Ich wurde ja noch erzogen («zuerst die Leute aussteigen lassen»), was man bei diesen Leuten sehr bezweifeln kann.
Doch damit ist noch nicht genug, denn die Frühaufsteher gibt es auch im Zug. Wenn sie «Nächster Halt, XY» hören, muss man sofort aufstehen, Jacke anziehen, Ruckzack anziehen und bis zum Hals hochziehen und zur Türe eilen. Es könnte ja sein, dass man nicht mehr rauskommt! Sie stehen dann etwa 3 oder 5 Minuten an der Türe und werfen nervöse Blicke um sich. Meistens sind genau diese Frühaufsteher auch gleichzeitig Aussteigsflussbremser, denn sie wissen eigentlich noch gar nicht wo hin sie gehen müssen.
Und kennt ihr den MUSIKfreak schon? Er hockt da, breitbeinig, mit einer grimmigen Mine. Er nickt nervend zum Beat, den durchs ganze Abteil hört. Die Leute wollen ihm schon sagen, er solle die Musik doch mit Kopfhöreren lassen, bis sie merken, dass er das ja macht. Manchmal wird der MUSIKfreak auch zum Lauttelefonierer.
Ja, die Lauttelefonierer sind auch ein eigenes Volk. Beziehungsprobleme, ein Kratz im Nagellack oder die Haare wurden vom Regen nass! Was es nicht alles für schlimme Probleme gibt, die man der Freundin und dem Rest des Zuges unbedingt LAUT! mitteilen muss! Sie mögen es, mit der besten Kollegin über eine Krise zu schreien diskutieren, ohne dabei zu vergessen, dass die Sache natürlich VERTRAULICH und geheim ist, was der Freundin auch mitgeteilt wird. Witzig zu beobachten ist jeweils, wie der ganze Zug still wird und dem Telefonat zuhört.
Die Handygangster sind jedoch noch eine Spur nerviger. Meistens in Gruppen stürmen sie den Zug, einer zückt das Handy und denkt es sei ein Ghettoblaster. Lieber Kollege, das ist es nicht! Doch das beindruckt ihn nicht und er denkt wohl, dass alle seine ach-so-tolle House- oder Hip-Hop-Musik genauso toll finden wie er. Das Gegenteil beweist ihm aber meistens schnell einer, der vielleicht zur Gruppe der Frühaufsteher gehört.
Langsam, aber sicher kommen wir bei den Businesskrawattentypen an. Sie betreten am Morgen, wenn jeder Platz in der 2. Klasse besetzt ist, den Zug mit einem schwarzen Aktenköfferchen (der Kugelschreiber im Hemd darf nicht fehlen), werfen einen «Ich-bin-einfach-besser-als-ihr»-Blick in die Runde und setzen sich auf den gepolsterten Ledersessel der 1. Klasse. Grund genug für die Lauttelefonierer, der Freundin sofort von diesem arroganten Typen zu erzählen…
Und es gibt bestimmt noch einige weitere Typen, die man im ÖV beobachten kann.