Dass die Welt nicht normal ist wissen wir ja langsam. Aber es ist einfach verrückt und ich kann es meist fast nicht glauben, was ich da fast täglich in den Zeitungen lese. Die Missbrauchsfälle, die am Anfang bekannt wurden, haben eine Welle ausgelöst und immer mehr Leute melden sich zu Wort und es kommen Dinge ans Tageslicht, die man vielleicht lieber nicht wissen will.

Und wenn man sich einige Berichte anschaut, dann kratzt man sich besser nicht am Kopf, denn sonst würde man dort bald bluten, weil es einfach sowas von nicht mit der Religion vereinbar ist. Das zeigt zum Beispiel der Untertitel eines Artikels:

Tausende irische Kinder wurden in Heimen der katholischen Kirche missbraucht. Stiller Komplize war die Regierung, die das System früher finanzierte
(Quelle und Beitrag)

Nur schon der Titel schockiert. Was früher in solchen Heimen ablief, das klingt einfach nur schrecklich. Der nachfolgende Artikel ist genauso schrecklich. Und die Seite beinhaltet noch einige weiter Artikel zum Thema, die man am besten gar nicht alle durchliest.

Das Schweizer Fernsehen hat eine Reportage gemacht und dabei kam ein DOK-Film raus, den man auch als Podcast ansehen kann. Die Beschreibung lautet:

Jahrzehntelang wurden in  der Luzerner Erziehungsanstalt Rathausen Kinder  systematisch misshandelt und missbraucht – und berufen hat sich dabei  ein priesterlicher Direktor “auf göttliches Recht”.

Und was den damals noch jungen Kindern angetan wurde ist wirklich erschreckend. Man kennt ja vielleicht die Geschichten, die einem die Grosseltern von der Schule erzählen. Die Erziehung war damals noch recht hart und Strafen waren auch schnell einmal Schläge und ähnliches. Die Kinder in der Erziehungsanstalt Rathausen mussten auch viel aushalten und wurden vom Direktor missbraucht, der Strafen verordnete, um seine sexuelle Lust zu befriedigen.

Und irgendwie, so verkehrt dies auch ist, verwundert mich die ganze Sache nicht wirklich, denn mit dem System, das die katholische Kirche vorschreibt muss es ja fast so kommen.

Das Zöllibat ist bestimmt auch ein Grund, warum es viele Priester oder Leute in ähnlicher Position nicht mehr aushalten und im verdeckt solche Dinge ausüben. Allgemein muss man auch sagen, dass die Handhabung des Sexualleben der katholischen Kirche einfach nicht zeitgemäss und natürlich auch völlig verklemmt ist. Der Mensch wird in seinen natürlichen Trieben eingeschränkt und darf nicht mehr dies machen, was er eigentlich machen würde. Das muss ja eifnach schief gehen.

Man erhält zudem alles von oben, von Papst, dem Unfehlbaren, diktiert. Ich kann mich als Mitglied der reformierten Kriche zwar sowieso nicht mit dem Papst identifizieren, aber aus meiner Sichtweise kann ein Mensch, der von anderen Menschen gewählt wird weder heillig noch unfehlbar sein. Denn auf diesem Stuhl könnte jeder von uns irgendwann einmal sitzen. Ich habe einfach Mühe mit dieser Ansicht und auch mit der Ansicht, der Papst sei der Stellvertreter Gottes.

Und so Leid es mir auch tut, aber in meinen Augen ist die katholische Kirche ein veraltetes, frauenfeindliches System, das in der heutigen Zeit in dieser Form so nicht mehr taugt. Es kann doch nicht sein, dass der Papst in Afrika den Leuten sagt, dass sie kein Kondome verwenden dürfen.

Auch mit diesen Missbrauchsfällen, die aufgedeckt werden, wird der Abstand zu dieser Kirche von vielen Leuten grösser und es gibt immer wieder Austritte. Doch wenn man die Sache einfach einmal betrachtet, verwundert das irgendwie überhaupt nicht. Auf sgibt.org findet man einige Punkte, die zeigen, wie sich die katholische Kriche abwehren will (aus der Sichtweise der Seite). Ich möchte die Punkte nur mal kurz hier zitieren:

  • Verleugnung der systemischen Verantwortung. Das waren nicht nur “Betriebsunfälle” einzelner “Verirrter”.
  • Verleugnung der persönlichen Verantwortung.
  • Bagatellisierung der Bedeutung.
  • Bagatellisierung durch Berufung auf eine andere Zeit mit anderen Sitten und Gebräuchen.
  • Ausweichen auf “wenige” Einzelfalle.
  • Ausweichen auf die Vergangenheit (“lange zurück” mit dem Tenor heute sei alles ganz anders).
  • Verleugnung der Abschottungs,-, Unterdrückungs-, Separierungs- und Vertuschungsmotive.
  • Verleugnung der extremen Fehlleistungen, Kinder und Jugendliche weiterhin überführten TäterInnen auszusetzen.
  • Verleugnung der besondere Meßlatte, die an selbsternannte Moralführer anzulegen sind.
  • Falsche Rationalisierungen der Motive der TäterInnen, die meist alles andere als “pädophil” sind.
  • Verleugnung des Anspruchs auf eigene, gesetzlich nicht fundierte Voruntersuchungsprivilegien (“Kirchenrechtsstaat” im Rechtsstaat)
  • Rationalisierung der Hintergründe (“sexuelle Revolution” oder Übersexualisierung der Gesellschaft sei schuld oder mitschuld).
  • Verleugnung der Tatsache, dass ein völlig unnatürliches und absonderliches Verhältnis zur Lebenslust und Sexualität besteht, d.h. eine vorsintflutliche und abweichende Sexualauffassung, die besser in ein Lehrbuch der Sexualpsychopathologie passt.
  • Verleugnung der Tatsache, dass die katholische Kirchenorganisation (streng hierarchisch, Kadavergehorsam; Unfehlbarkeit des Papstes) mit ihrer männerbündischen und abnormen Frauenfeindlichkeit – die mit den allgemeinen Menschenrechten nicht zu vereinbaren ist – die sadistischen Gewaltrituale fördert.
  • Bock-Gärtner-Spiele, indem nicht immer echt unabhängige (unbefangene) UntersucherInnen beauftragt wurden.
  • Öffentliche Lippenbekenntnisse, dass man nun alles ganz anders und richtig machen wolle. Tiefe Betroffenheit, echtes Schulderleben und tätige Reue sieht anders aus als was bislang in den öffentlichen Auftritten wahrzunehmen war.
    Quelle: sgipt.org

Recht happige Punkte hat es hier darunter. Ich finde es schade, dass solche Dinge überhaupt erst passieren mussten. Hoffen wir, dass die katholische Kirche irgendwann merkt, welche Kurve sie nehmen sollte, um noch zeitgemäss zu sein. Ich für meinen Teil bin zwar christlich, aber nicht in der kath. Kirche, sondern in der reformierten Kirche, mit welcher ich mich etwas mehr identifizieren kann, aber auch nur dank den etwas lockereren Sichtweisen und dank den Dingen, die speziell für Jugendliche gemacht werden.


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