Bild geschossen am AvatarDay2010 von Michael Schmid

Ich sitze im Zug, mache es mir gemütlich. Wie ich halt so bin, mache ich es mir gemütlich in meinem Abteil. Etwas gute Musik muss her und ich möchte etwas kreativ sein. Dazu sind doch solche Zugfahrten auch da. Entweder man langweilt sich die ganze Zugfahrt durch, man schaut immer nur aus dem Fenster (, was die Fahrt nur dann spannend macht, wenn man die Strecke nicht schon x-mal gefahren ist) oder man installiert wie ich sein MacBook Pro auf dem Tisch und mixt sich seine Playlist zusammen. Die Spiegelreflexkamera ist dann auch schnell ausgepackt, denn man möchte noch ein paar spontane Fotos vom Bahnhof und von der Bahnstrecke schiessen.

Das Klicken der Kamera lässt bedrochliche Wolken im Hirn eines anderen Fahrgastes aufziehen. Er sitzt im Abteil vor mir und scheint der Sache überhaupt nicht zu trauen. Spätestens nachdem die Kamera fünf Mal in einer Folge klickt, muss da ein Blick nach hinten geworfen werden. Ein Blick sagt ja anscheinend mehr als tausend Worte, aber ich möchte euch nicht mit so viel Text vollmüllen. Sein Blick sagte aber vor allem diese Dinge: «Kamera? WTF? Fotografieren? Hier im Zug? Was will der von mir? Der ist komisch! Hör auf mit der Fotografiererei! Ich will nicht auf einem Foto erscheinen! Hilfe! Ich ruf die Polizei wenn du so weiter machst. Immer diese Jugendlichen mit ihren Kameras! Ich lande auf Facebook! Kameras sind böse!» Oder so ähnlich. Noch anzumerken sei dabei, dass der Mann in keinem Fall auf einem meiner Fotos erschienen wäre, denn die Sitze der SBB erweisen sich als gutes «Schutzschild». Wenn etwas zu sehen gewesen wäre, dann sein überdimeonsinal grosser Rucksack, der beinahe über den Sitz herausragte, aber den wollte ich gar nicht auf dem Foto.

«Bin ich jetzt ein Star?», mag sich der Fahrgast fragen. Dazu gibt es auch eine ganz einfache Antwort: Nein.

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