Im Jahr 2010 habe ich mir damals ein iPad 2 gekauft und damit quasi das Gerät getestet, dass die Welt nicht braucht und trotzdem kauft (wie ich damals getitelt habe). Nun, 6 Jahre später ist es Zeit für ein Upgrade auf das iPad Pro 9.7″. Mein altes iPad war mir auf die Dauer zu lästig und vor allem zu langsam. Nachdem Apple an der letzten Keynote ein iPad Pro in der selben Grösse wie mein bisheriges iPad vorgestellt hat, war ich hellhörig; das könnte mein perfekter Reisebegleiter werden! Für dieses Review konnte ich bei Brack vergünstigt ein solches Gerät bestellen – vielen Dank für die Unterstützung! Dieses Review ist also teilweise ein sponsored Review, bei welchem ich aber über volle Freiheit beim Inhalt verfüge.
Design iPad Pro 9.7″ Space Grau
Beim Bestellen habe ich mich für ein iPad Pro 9.7″ (das Grössere war mir definitiv zu gross, der Formfaktor war ein wichtiger Grund für die Kaufentscheidung) in der Spacegrey Farbgebung entschieden. Das Design hat sich ja seit dem iPad 2 nicht besonders geändert. Auffallend an diesem Gerät: Die leicht hervorstehende Kamera (wie man es bereits vom iPhone 6 und iPhone 6s kennt) und der Touch-ID Fingerabdrucksensor. Letzterer hat mich dazu bewegt, endlich auch für mein Tablet einen Code und Touch-ID zu verwenden. Wer befürchtet, dass das Gerät wegen der Kamera beim Tippen auf dem Display wippt, der kann beruhigt sein: Das passiert nämlich nicht.
Performance iPad Pro 9.7″, Vergleich zum iPad 2
Einer der Gründe, auf das iPad Pro zu wechseln, war die Performance des iPad Pro. Es schien mir schnell genug, mit 4K- oder zumindest 1080p-Videomaterial umgehen zu können. Da steckt ein A9X-Prozessor von Apple drin, der ziemlich Gas gibt. Mit RAM war man bei diesem Gerät mit 2GB zwar etwas geizig (der grössere Bruder hat 4GB Arbeitsspeicher), aber trotzdem läuft das iPad sehr flott. Das Multitasking funktioniert flüssig und der Split-Modus, bei welchem man zwei Apps gleichzeitig laufen lassen kann, ist auch sehr praktisch.
Um aber meine das Hauptargument für einen Wechsel auf ein neueres Gerät mit schnellerer Hardware ein wenig deutlicher darzustellen gibt’s hier einen kleinen Videovergleich.
Wie man hier ziemlich gut sehen kann, war das iPad 2 teilweise unerträglich langsam. Mit dem neuen Gerät sieht das endlich anders aus. Damit kann ich endlich wieder damit hantieren, ohne leichte Aggressionen zu kriegen.
Display
Das Display ist zwar mit 2048×1536 Pixeln bei 264 ppi auflösungstechnisch gleich wie das iPad Air 2, bietet aber einen bis zu 25% breiteren Farbumfang als die bisherigen Modelle. Neu ist zudem das «True Tone Display». Ist diese Funktion aktiviert, passt sich die Farbtemperatur automatisch dem Umgebungslicht an und verhält sich so quasi mehr wie ein Stück Papier als wie ein Display. Konkret heisst das: Wenn das Umgebungslicht warm ist, werden die Farben wärmer und umgekehrt. Das ist für die Augen ziemlich angenehm, da Displays normalerweise recht kalt sind. Den Unterschied habe ich hier festgehalten (bei warmem Umgebungslicht):
Kamera
Ja, das iPad Pro 9.7″ soll eine recht gute Kamera haben. Aber mal ehrlich… wer mit seinem Tablet fotografiert und filmt… sieht einfach nur bescheuert aus. Darum einfach kurz die technischen Daten:
12 Megapixel auf der Vorderseite, 5 Megapixel für Selfies und Videotelefonie. Theoretisch kann man mit der Kamera vorne 4K-Videoaufnahmen machen, die Hard- und Software unterstützt Live Photos. Kurzum: Die Hardware klingt gut, aber ich fotografiere nicht mit meinem Tablet. Neeeeee, echt nicht.
Sound und sonstiges
Die Lautsprecher vom iPad Pro 9.7″ sind deutlich besser als das, was ich mir vom iPad 2 gewohnt war. Nicht nur lauter, sondern auch klanglich deutlich besser. Vier Lautsprecher sorgen für einen guten Sound mit – für die Grösse des Gerätes – erstaunlich breitem Tonumfang. Man kann gut mal etwas Musik oder einen Videoclip ohne externe Lautsprecher geniessen, ohne dass einem die Ohren schmerzen.
Auch allgemein hat mir das iPad Pro in den letzten Tagen viel Spass gemacht. Ich habe es unter anderem auch aufgrund der deutlich schnelleren Performance deutlich häufiger benutzt.
Der Apple Pencil
Mal unter uns: Ich konnte einfach nicht anders und habe mir den beinahe 100 Franken teuren digitalen Bleistift einfach mitbestellt. Zugegeben: Der Stift ist super! Was mir momentan noch fehlt, sind die vielen Apps, die den Stift mit all seinen Funktionen unterstützt. Ich wünsche mir nämlich auch beim Erstellen von Notizen, dass das Program erkennt, in welchem Winkel ich den Stift zum Beispiel halte. Die App «Paper» unterstützt den Apple Pencil beispielsweise schon gut. Dürfte ich mir etwas wünschen, dann wäre es Support von der Evernote-App. Gerade auch das Abstützen mit der Hand auf dem Display, ohne dass dabei plötzlich ein Strich an der Stelle der Hand erscheint wäre wünschenswert. Das klappt nämlich in vielen Anwendungen noch mangelhaft in Kombination mit dem Apple Pencil. Das gute alte analoge Notizpapier hat bei mir eben noch immer nicht ganz ausgedient.
Der ideale Reisebegleiter und Notebook-Ersatz für Foto- und Videobearbeitung?
Ursprünglich war mein erster Gedanke, dass das iPad mein perfekter Reisebegleiter werden könnte. Und zwar so, dass ich auf mein MacBook Pro verzichten kann und die Bilder und Videos nur noch auf dem Tablett schneiden kann, währenddem ich in der Weltgeschichte rumfahre. Doch wie sieht die Praxistauglichkeit aus?
Videoschnitt
Ich glaube, dass ich das reine Schneiden der Videos auf einem Tablett schaffen würde. Ich habe dazu auch schon die geeignete Anwendung gefunden: Pinnacle Studio. Die App bietet mir mehr Einstellungsmöglichkeiten und eine bessere Bedienung als iMovie, das mir etwas zu sehr consumerorientiert ist.
Doch der Hund liegt im Detail begraben. Ich habe mir extra einen SD-Card zu Lightning Adapter und einen USB zu Lightning Adapter gekauft, um die Bilder und Videos von meiner Sony A7S II aufs iPad importieren zu können. Doch irgendwas scheint Apple da verbockt zu haben: Ausgerechnet das Videoformat, in welchem ich filmen möchte (XAVC-S), wird beim Importieren direkt von der SD-Karte schlicht nicht angezeigt und wenn man die Kamera via USB-Kabel mit dem entsprechenden Adapter verbindet, stürzt die Übertragung bei Filmdateien, die etwas länger als drei Sekunden sind ab.
Ironisch: Der Codec XAVC-S scheint iOS aber zu unterstützen. Denn wenn ich die Dateien auf einen Computer kopiere und dann vom Computer aufs iPad transferiere, kann ich sie problemlos abspielen oder in Pinnacle importieren. Doch dazu brauche ich einen Computer, was eigentlich nicht so ganz der Witz der Sache ist. Ich hoffe also darauf, dass Apple diesen Bug bald behebt.
Bildbearbeitung
Schafft das iPad wenigstens einigermassen vernünftige Bildbearbeitung? Long story short: Jein. Man kann RAW-Dateien meiner Sony A7S II problemlos importieren. Aber die Weiterbearbeitung und Export… puh. Anstrengend. Und versucht gar nicht erst, die Einstellungen, die man auf das RAW-Bild angewandt hat, irgendwie wieder auf einen Computer zu bringen.
JPG-Bildbearbeitung: Ja. RAW-Bearbeitung: Vergiss es besser.
Fazit
Die Hardware des iPad Pro 9.7″ ist toll. Da gibt’s wenig zu meckern und wenn, dann wäre es der Arbeitsspeicher, bei dem nur 2 GB verbaut wurde. Das Gerät lässt sich aber so schnell und flüssig bedienen, dass es ein wahrer Genuss ist.
Mit der Grösse von 9.7″ ist es für mich ein sehr guter Reisebegleiter, aber alle Funktionen meines MacBook Pros ersetzt es bis jetzt leider noch nicht. Apple geht mit iOS einen Weg, den auch Android ähnlich verfolgt: Der Benutzer soll auf keinen Fall etwas vom Dateisystem und den Ordnerstrukturen mitbekommen. Doch genau das fehlt mir. Ich will Ordner erstellen können und Dateien mit meinen gewünschten Apps öffnen können. Das jetzige Hin- und Herkopieren der Daten ist einfach nur ein Schwachsinn und macht von der Usablity keinen Spass. Weder unter iOS noch unter Android wurde das meiner Empfindung nach zufriedenstellend gelöst.
Und so kann ich den Werbespruch, dass der «beste Computer vielleicht gar kein Computer» ist, nicht unterschreiben. Wer momentan unterwegs noch schnell und effizient Bilder und Videos bearbeiten möchte, kommt an einem Computer immer noch nicht ganz vorbei. Schade! Ich wünsche mir zumindest die Unterstützung des Imports der XAVC-S Videodateien meiner Sony A7S II, denn ich möchte mich eigentlich nicht nur auf 1080p-Videos mit komprimiertem h.264-Codec beschränken.
Trotzdem: Wenn man die eigenen Ansprüche nicht auf quasi professionellem Niveau hat, dann wird man mit diesem Gerät sehr zufrieden sein. In Kombination mit dem Apple Pencil und vielleicht einer Hardware-Tastatur macht es wirklich Spass, mit diesem Teil zu arbeiten. Diesen Blogbeitrag habe ich übrigens konsequenterweise auch auf einem iPad Pro verfasst (wenn auch die Bilder am Computer bearbeitet wurden… RAW, gell). Ich habe dazu eine übrig gebliebene kabellose Apple-Tastatur via Bluetooth verbunden – klappt wunderbar. Das iPad Pro 9.7″ wird mich in Zukunft wieder regelmässig im Rucksack begleiten. Ins Gewicht fällt es ja mit 437g nicht wirklich.
Danke an dieser Stelle nochmals an Brack.ch, welche mir freundlicherweise das iPad zu günstigeren Konditionen für das Review zur Verfügung gestellt haben. ❤
Habt ihr auch schon Erfahrungen mit einem iPad Pro gemacht? Wie nutzt ihr den Apple Pencil? Welche iPad-Apps muss ich mir unbedingt mal anschauen?
Schreibt mir doch einen kurzen Kommentar – ich würde mich auf Inputs freuen! Und falls jemand noch eine Frage hat, zögert nicht, mich zu fragen.