Die «No-Billag-Initiative» wühlt(e) auf – und das schon Monate vor der Abstimmung. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, keinen Blogbeitrag über dieses Thema zu schreiben, weil das Niveau der Diskussionen teilweise so unterirdisch ist, dass man meistens einfach nur den Kopf schütteln und weglaufen möchte. Und doch: jetzt schreibe ich trotzdem einen Artikel.

Ausschlaggebend dafür sind Studenten der Studienvertiefung Cast / Audiovisual Media. Wo wir als Abschlussmodul einen fiktionalen 360°-Film realisiert haben, setzten die Bachelor-Studenten eine 7-teilige Webserie zur Billag-Debatte auf die Beine. Sie haben sich die Frage gestellt, was eine Annahme der Initiative für ihre Zukunft auf dem Arbeitsmarkt und für die Medienlandschaft bedeuten würde.

Ganze Webserie anschauen

Alle sieben Episoden der Webserie findet ihr unter checkdenkontext.ch oder gleich hier in dieser Playlist. Es wird angesprochen, was genau im Initiativtext drinsteht, wohin das Geld der Gebühren genau hinfliesst, was die SRG damit macht, welche Auswirkungen es auf die Schweizer Kultur haben wird, was es für den Journalismus in der Schweiz bedeutet, welche Alternativen es gibt und welches Fazit die Macher der Webserie aus ihren geführten Interviews ziehen.

 

Wichtige Fragen, falsche Volksinitiative

Die Volksinitiative – notabene eine wahrhafte Bieridee – wirft fragen auf, die gestellt werden müssen. Aber sie zieht der konstruktiven Diskussion den Boden unter den Füssen weg, denn Fakt ist: Fallen die Gebühren weg, dann wird’s die SRG und damit auch das «Schweizer Radio und Fernsehen nicht mehr geben. Die Gegner der Initiative wiederholen gebetsmühlenartig, dass es um eine Befreiung des Unternehmens der bestehenden Fesseln geht. Die Fesseln, einen Leistungsauftrag erfüllen zu müssen? Zum Glück gibt’s den Leistungsauftrag!

«Aber dann finanziert das ganze doch über Werbung!» Been there, done that: In der Schweiz gab es zu den goldenen Zeiten des Fernsehens (vor Replay und riesiger Senderauswahl) Versuche, privatwirtschaftlich finanzierte Sender auf die Beine zu stellen. TV3 musste den Sendebetrieb nach dem Start 1999 bereits 2001 wieder einstellen. Und auch heute wartet niemand auf einen weiteren Sender, der viel Werbung ausstrahlt. Würde das SRF nach einer Annahme der Initiative weiter bestehen und sich nur durch Werbung finanzieren, wäre das wohl ein harter Schlag für alle Privatsender, denn die Werbebudgets wachsen ja nicht plötzlich.

Man kann es drehen und wenden wie man es will: Ich wünsche mir eine Schweiz, die in auch in Zukunft ein Radio- und TV-Angebot hat, das nicht massiv von Geldgebern aus der Wirtschaft beeinflusst wird. Ich wünsche mir auch in Zukunft Inhalte für Randregionen, Randgruppen (Blinde, Gehörlose) und hoffe, dass Schweizer Kultur, Filme und Musik weiterhin gefördert werden. Und ohne die Gebühren ist das nicht möglich.

Falls die Initiative abgelehnt wird, wünsche ich mir einen konstruktiven Dialog, wie man die Gebührengelder einsetzen soll. Ich glaube, dass das SRF schrumpfen könnte, fände den Austausch von Video-Rohmaterial (wird gerade versuchsweise getan) sinnvoll und wünsche mir weniger Quizshows noch mehr innovative Online-Formate. Und bestimmt würde der Schweizer Bevölkerung noch einiges Sinnvolles einfallen, wenn man nicht gerade darüber über «Zwangsgebühren» streitet.

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