Das Schöne am Leben ist, dass man Erfahrungen sammelt und seinen Horizont erweitern kann. Ich bin nicht mehr dieselbe Person, die ich noch vor 5 Jahren war. Das ist auch gut so. Und ich glaube, dass sich der eigene Horizont nochmals deutlich erweitert, wenn man Eltern wird. Ich zumindest sehe einige Dinge nicht mehr ganz so wie früher. Und ich nehme Zeit erneut komplett anders wahr als zuvor. Deshalb teile ich in diesem Blogpost einige Gedanken – unsortiert, unvollständig und aktuell gerade für mich gültig. So, wie sie mir in dieser freien Minute gerade in den Sinn gekommen sind (ja, die beiden Kinder schlafen … aktuell).

 

Also, jüngeres Ich: Das ist für dich.

Wer weiss, vielleicht werden Zeitmaschinen doch noch erfunden (looking at you, Marty McFly) und mein jüngeres Ich kann das schon mal lesen. Aber vielleicht ist es auch ganz gut so, dass die Menschheit den Raum nur begrenzt und die Zeit erst recht nicht beherrscht. Doch was würde ich meinem jüngeren Ich sagen, wenn ich ihm heute begegnen würde? Es gäbe ja schon einige Dinge.

 

Zeit und Freizeit ist relativ.

Während des Studiums dachte ich mir, dass die Zeit am Gymnasium schon echt schön war, weil man da noch so viel Freizeit hatte. Das wiederholte sich dann mit der ersten Arbeitsstelle: Während des Studiums hatte man noch mehr Freiraum. Und gut, dass ich damals nicht gewusst hatte, was mit einem Kind auf mich zukommt. Und erst recht nicht beim zweiten Kind. Man wird regelrecht zum Zeitmanager (an dieser Stelle: Danke, dass es Google Kalender gibt). Die Zeit vergeht wirklich im Fluge. Und gleichzeitig schätze ich die Zeit, die ich für mich habe oder mit meinen Kindern verbringen kann enorm.

Es gibt schon Tage, an denen würde ich mir etwas mehr Zeit für mich wünschen. Und zwar solche, in der man nicht noch den Tisch abräumen, die Küche putzen und die Stube aufräumen muss, obwohl man eigentlich lieber eines der Magazine auf dem Stapel lesen würde. Aber gleichzeitig ist es eben auch sehr schön, Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen. Das ist mir wichtig. Denn diese Zeit gibt es nur einmal. Mit den zwei Mitgliedern der Rasselband vergeht die Zeit zu Hause wahnsinnig schnell (über diese Aussage habe ich früher immer die Augen verdreht). Auf keinen Fall möchte ich sie verpassen. Nein ich möchte ein Teil davon sein. Schön, dass mein Arbeitgeber mir flexible Arbeitszeiten ermöglicht, so dass ich die Kiddies nicht erst schlafend im Bett sehe, sondern auch abends noch ein wenig mit ihnen spielen, lesen, rumblödeln, gemeinsam abendessen und dann ins Bett bringen kann.

 

Du kennst die Lebenssituation von anderen Menschen nicht. Urteile nicht vorschnell.

Ach ja, jüngeres Ich. Weisst du noch? Weinende Kinder im Bus oder im Zug? Die haben dich ziemlich genervt (lol, 12 Jahre später). Heute ist es anders, denn heute schaue ich mich kurz um, fühle mit. Und bin froh, wenn es nicht meine schreienden Kinder sind. (Okay, ein bisschen hässig macht es mich immer noch, wenn die Eltern gar nicht auf ein weinendes Kleinkind eingehen.)

Viele gute Tipps hatte ich gedanklich auf Lager – ohne Kinder zu haben. Und weisst du was: Man kann seine Einstellung oder Meinung ändern. Zum Beispiel hätte ich mir vermutlich nicht vorstellen können, dass wir einmal ein Familienbett zu Hause haben. («Und bis wann sollen die noch bei euch schlafen? Bis sie 18 sind? Und dann schläft die Freundin gleich auch mit im Familienbett?» – jaja, alles schon gehört). Aber die Schlafqualität von uns allen hat sich massiv verbessert, seitdem wir so schlafen. Unser älteres Kind kann selbst entscheiden, wo er einschlafen möchte und kommt dann gerne mal rüber. Nebenbei: Es ist auch ziemlich süss, die schlafenden Engel neben sich im Bett zu haben. Und für uns stimmt es gerade so.

 

Wir sind stark durch Meinungen von anderen geprägt.

Manchmal nehmen wir Dinge einfach als Wahrheit an, weil sie uns beigebracht wurden. Weil unsere Eltern, Freunde, Bekannte mal darüber gesprochen hat. Und dann hinterfragen wir sie oft gar nicht mehr so genau.

Es gibt Dinge, über die ich früher ein müdes lächeln übrig gehabt hätte:

Kleinkinder können Handzeichen lernen und mit uns kommunizieren, bevor sie sprechen können (siehe: Zwergensprache). Das hat uns für das Verstehen einige Grundbedürfnisse echt den Alltag erleichtert (trinken, essen, Milch, fertig, mehr, …). Und auch bereichert (Vogel, Biene, Ente, Baum, … – so süss!).

Und ich hätte wohl nicht gedacht, dass man ein Baby abhalten kann und es so aufs WC/Töpfchen macht (ja, das klappt wirklich). Nebenbei spart man sich auch noch Windeln (sprich: Abfall oder Windeleinlagen, die man nicht waschen muss) und das Baby ist zufriedener. 

 

Und überhaupt gibt es eine so grosse Welt, die unsere Kleinen jeden Tag neu entdecken. Sie probieren aus, suchen und testen Grenzen (manchmal auch jene unserer Nerven), bringen einen zum Stauen, zum Lachen, zum Nachdenken. Und ja, sie bringen einen auch auf die Palme. Aber ohne Ying gibt’s ja auch kein Yang. ;-)

 

Was würdest du deinem jüngeren Ich auf den Weg geben? Wo hast du deine Ansichten geändert?

 

P.S.: Das Titelbild zeigt jetzt zwar nicht mein jüngeres ich. Aber immerhin hat mein jüngeres Ich es 2006 fotografiert. Mit meiner ersten eigenen Digitalkameras. Meine DiMAGE E500 hatte damals 5 Megapixel. Cool, oder?


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