Seit Mitte April 2023 haben wir von einem Verbrenner-Auto auf ein vollelektrisches Fahrzeug gewechselt: Auf den Polestar 2*. Im Juni 2023 haben wir unsere erste Langstrecke von 1’100 Kilometern von unserem Zuhause in der Schweiz nach Süditalien (zwischen Salerno und Avellino) gemacht. Ein kurzer Erfahrungsbericht

 

Die Vorbereitung und Routenplanung

In Vorbereitung auf unsere Reise habe ich mich mit Online-Recherchen informiert, wie wir am besten nach Süditalien in die Region Salerno/Avellino fahren sollten. Zur Sicherheit habe ich mir auf Anraten der Community von polestar.fans Accounts bei Enel, Be Charge und Tesla registriert. Zusätzlich habe ich mir Ladekarten von TCS (quasi identisch mit Swisscharge) und Powerpass (von Skoda) geholt. Das Trio machte dann die Polestar Plugsurfing NFC-Card komplett, die uns bei der Auslieferung des Polestar 2* im April mit einem Jahr Sondertarif für Ionity-Charger übergeben wurde.

Das integrierte Navigationssystem von Polestar 2 ist eine angepasste EV-Version von Google Maps. Zum Zeitpunkt der Routenplanung im Juni 2023 war es aber für Langstrecken nicht wirklich brauchbar. Es merkte zwar, dass es ohne Ladestopps nicht ausreichen würde, schlug aber völlig sinnlose Ladepunkte vor (mehr dazu bei der Heimfahrt).

Ich machte mich also daran, die ganze Route in «A Better Route Planner**» (**ABRP-Referral Link – 30 Tage kostenlos) zu planen. Wir wollten möglichst an der Autobahn laden, wenn möglich mit günstigerem Ionity-Tarif und sonst einfach ohne Umweg. Daraus ergab sich dann diese Route:

Wir planten 5 Ladepausen ein und schauten, dass wir jeweils immer mit mindestens 15% SoC an der Ladestation ankamen. Mutiger waren wir nicht. ;-)

Da ich den Akku vom Auto jeweils vorkonditionieren lassen wollte und der Polestar 2 dies nur tut, wenn man die Ladestation über Google Maps einplant, hatte ich mir die Route dann zusätzlich in Google Maps herausgesucht, indem ich alle Ladepunkte als Favoriten gesetzt habe und eine Route zusammengestellt habe.

 

Die Hinfahrt: Ostschweiz nach Süditalien

Am 16. Juni 2023 war es dann soweit. Das Auto war gepackt und alles für uns und unsere beiden Kinder hatte Platz im Auto, den Frunk vorne hatten wir nicht mal genutzt. Zugegeben: Etwas nervös war ich schon, da ich noch nicht wusste, wie zuverlässig die Ladeinfrastruktur im Süden Italiens wäre.

Am Nachmittag fuhren wir los in den Abend hinein. Wir legten wie geplant einen Ladestopp an der Ionity-Ladestation in Bellinzona ein, wo 3 von 5 Plätzen frei waren. Wir assen gemütlich unser Abendessen und liessen uns nicht stressen. Mit 96% SoC (State of Charge) fuhren wir wieder los.

Auch alle weiteren Stopps hatten problemlos funktioniert. Wir luden jeweils etwas von 25-80% SoC (5 Ladestopps waren etwas zu viel eigentlich). Wir hatten überall Ladestopps ausgewählt, die direkt an der Autobahn sind. Was wir dabei aber nicht genau genug bedacht hatten: Einige dieser Stops befanden sich auf der Gegenfahrbahn und bei Florenz mussten wir von der A1 auf eine Autobahn wechseln, die die A1 gekreuzt hatte. Das waren keine grossen Umwege, aber auch nicht gerade optimal.

Und möglicherweise war es zusätzlich noch mein Fehler, denn ich hatte die Ladepunkte ja manuell im Navi hinzugefügt. Das war ziemlich nervig, denn eine Route, die ich im Web geplant hatte, konnte ich nicht direkt aufs Auto übertragen. Und es informierte mich auch nie, dass ich die Gegenfahrbahn gewählt hatte. Hier hätte ich mir einen visuellen Hinweis in der Google Maps Navigation während der Fahrt gewünscht, dass innerhalb der nächsten Kilometer ein Schnelllader an der Autobahn läge. Damit hätten wir uns wohl einige Umwege erspart.

Nach rund 15 Stunden kamen wir müde, aber sicher und ohne Probleme an unserem Zielort in Süditalien an. Es hatte zum Glück alles funktioniert.

 

Laden auf der Autobahn

Eine Sorge konnten wir gleich direkt begraben: Elektroauto laden auf der Autobahn in Süditalien ist kein Problem. Alle Ladesäulen haben einwandfrei funktioniert. Wir haben fast immer bei Free to X geladen, da sich die Ladesäulen direkt auf der Autobahnraststätte befinden.

Free To X gehört zu 100% der «Autostrade per l’Italia», also des Unternehmens, das die Autobahnen betreibt und unterhält. Für andere Anbieter muss man meines Wissens die Autobahn verlassen. Ich vermute, dass man dadurch auch mehr Maut bezahlt, aber nachgerechnet habe ich es nicht.

Die Ladeleistung hatte meist einen guten Peak bei ca. 140 kW – einmal gar satte 150 kW. Der Preis war meistens nicht besonders attraktiv und lag meistens bei 0.91€/kWh. Nachträglich hätten wir uns vermutlich auch bei irgendeinem Anbieter für einen Monat ein Abo holen können, um von tieferen Preisen zu profitieren. Da bei uns Urlaubsreisen die Ausnahme sind und wir sonst immer zu Hause und nach Möglichkeit mit unserem PV-Strom laden, nahmen wir die etwas höheren Kosten in Kauf. Wichtiger war uns, dass die Ladeinfrastruktur funktioniert (und die Kinder nachts weiterschlafen können). Zu diesem Thema «Ladetarife» hat sich übrigens gerade Hans vom Technikblog Gedanken gemacht.

 

 

Fahren/Laden in Süditalien

Es wäre schön gewesen, wenn wir im Ferienhaus eine Lademöglichkeit gehabt hätten. Das gab es aber nicht und so waren wir während den 3 Wochen auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen. Wir hatten uns auch hierzu schon etwas informiert und wussten, dass es in der Region Salerno/Avellino nicht gerade besonders rosig aussieht. Unser Glück war dann der Tesla Supercharger Mercato San Severino. Nur etwa 10 Minuten von unserem Haus entfernt konnten wir den Schnellader nutzen, um unser Auto mit Strom zu versorgen. Es gibt dort eine Bar/Café in der Nähe, wo man sich in der brütenden Hitze einen Espresso holen und etwas Zeit überbrücken kann. Ich habe ehrlich gesagt auch einfach etwas die Ruhe geniessen können und ein Kaffee-Magazin gelesen.

So hat das für uns in dieser Region gut funktioniert. Das klingt alles extrem unspektakulär – und so war es auch.

Ich kann nur von einer Story erzählen, wo es mal nicht geklappt hat: Als ich einen Freund am Flughafen Napoli abholen wollte, plante ich einen Ladestopp an der Ionity-Ladesäule Afragola, Napoli ein. Leider war der Standort an einem komplett falschen Ort eingezeichnet und so fuhr ich zuerst in eine Hinterhof-Sackgasse, klapperte ein Parkhaus ab, versuchte mich (erstmals unerklärlicherweise erfolglos) an einem Tesla Supercharger, der auf dem Parkplatz nebenan war, bis mir schlussendlich ein netter Mann am Parkplatzausgang den Weg zeigen konnte. Den Standort habe ich natürlich bei Google eingereicht, er stimmt nun.

 

Im Allgemeinen gibt es in Sachen Ladeinfrastruktur aber noch viel Luft nach oben. In der Hafenstadt Salerno gab es beispielsweise keine einzige Ladesäule. Aber immerhin: An verschiedenen Orten sind bereits Elektroparkplätze eingezeichnet und Ladestationen vorgesehen. Hoffen wir also, dass es nächstes Jahr schon besser aussieht.

 

Heimfahrt, Update Google Maps

So waren wir nach drei Wochen Elektroauto relativ entspannt, was die Heimreise anbelangte. Ich warf am Tag der Abreise nochmals «A Better Route Planner» an und entdeckte, dass ein von Polestar angekündigtes Update für Google Maps bereits automatisch «over the air» eingespielt wurde. Das Update hatte es in sich: Die Routenplanung mit Google Maps wurde drastisch verbessert. Ich konnte nun einfach meine Heimadresse angeben und Google Maps schlug mir automatisch Ladestops vor. Glücklicherweise waren alle direkt auf der Autobahnraststätte – ich konnte mir also die Suche mit ABRP** eigentlich sparen. So hätte ich mir das Navi von Anfang an gewünscht. Nun fehlen mir nur noch die guten Optionen von ABRP, um Anbieter zu priorisieren oder auszuschliessen.

Die mit Google Maps geplante Heimfahrt hat gut funktioniert und wir kamen in etwa 13 Stunden sicher, müde und zufrieden wieder zu Hause an.

 

Fazit

Es freut mich, dass ich dieses Fazit schreiben darf: Die Reise und die Ferien in Süditalien mit dem vollelektrischen Polestar 2 haben problemlos funktioniert. Zwei Reisen à 1’100 Kilometer waren sehr angenehm im Polestar 2. Die Software darf zwar noch etwas besser werden und ich würde mir noch mehr Lademöglichkeiten im Süden wünschen. Aber trotzdem: Wir konnten unsere Ferien geniessen und haben den Dieselmotor keine Sekunde vermisst. Wir hatten keine Komforteinbussen und sind wohl durch etwas mehr Fahrerwechsel auch noch sicherer gefahren. Ich freue mich auf die nächste Reise mit unserem Polestar 2.

 

* Ich habe hier einen Referral-Link von Polestar platziert. Dadurch könnte ich möglicherweise eine Prämie aus dem Polestar-Shop erhalten, falls jemand ein Fahrzeug über den Link kauft.
** Dies ist ein Referral-Link von A Better Route Planner. Dadurch erhalten wir beide 30 Tage kostenlos (normalerweise sind es nur 14 Tage als Test).


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